Reitverein Glückstadt e.V.
Der Kontakt und der Umgang mit Pferden können bei Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten, wie zum Beispiel Auffälligkeiten in der Wahrnehmung, der Motorik, der Sprache oder des sozialen Verhaltens, viele positive Effekte herbeiführen. Dabei steht bei uns nicht der sportliche Aspekt und das Reiten lernen im Vordergrund, sondern der Kontakt zum Pferd. Die Kinder bekommen die Möglichkeit im Umgang mit dem Pferd ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln, sie können sich ausprobieren und bekommen die Ruhe und die Zeit die sie brauchen, um aus sich selbst heraus zu kommen und sich selbst auszuprobieren. Die Kinder sollen die Zeit nicht als Therapie wahrnehmen, sondern als eine Auszeit vom oft stressigen und durchstrukturierten Alltag. Dennoch kann diese Auszeit Entwicklungsschritte hervorrufen.
Durch unsere Einheiten fördern wir Kinder mit Auffälligkeiten in der Sprache, der Motorik, der Wahrnehmung und der sozial emotionalen Entwicklung. Die Dauer der Einheit ist dabei ganz individuell auf das jeweilige Kind angepasst und kann jederzeit variieren. Inhalte der 1:1 Situationen sind zum Beispiel die Pflege und die Versorgung der Pferde, Ausritte, Bodenarbeit und Spiele mit dem Pferd oder vom Rücken des Pferdes aus. Dabei achten wir immer darauf dem Kind Freiräume zu geben sich selbst zu erfahren. Wie reagiert das Pferd auf mich und wie reagiere ich auf das Pferd? Dabei ist es uns immer wichtig alle Sinne anzusprechen und zu fördern.
Förderung im motorischen Bereich
Beim Reiten können wir durch der Bewegung der Tiere im Bereich der Motorik das Lockern und Entkrampfen der Muskulatur erreichen. Gleichzeitig werden das Gleichgewicht und die Koordination geschult. Dafür haben wir verschiedene Spiele, welche die Kinder vom Rücken der Pferde aus spielen können, sodass nicht das Reiten im Vordergrund steht, sondern die Konzentration auf das Spiel, den eigenen Körper und den Körper des Pferdes, sodass gleichzeitig auch noch die Geschicklichkeit gefördert wird. Aber auch vom Boden aus werden diese erwähnten Punkte beachtet. Beim Putzen der Pferde zum Beispiel lernen die Kinder sich großrahmig zu bewegen, um jede Stelle zu erreichen, das fegen fördert die Hand-Auge-Koordination und die Bodenarbeit bringt die Kinder dazu sich vermehrt auf ihr eigenes Laufen zu konzentrieren und gleichzeitig darauf zu achten wo das Pferd hin tritt.
Förderung im sozial-emotionalen Bereich
Hier stehen bei uns im spielerischen Mittelpunkt die Wahrnehmungsförderung, Vertrauensbildung, Annehmen lernen von Korrekturen, mögliche Überwindung von Ängsten, Steigerung der Frustrationstoleranz und das Kennenlernen und Erleben der eigenen Grenzen. Wir geben den Kindern beim Putzen der Pferde viel Zeit das Tier wahrzunehmen. Sie sollen es fühlen, sehen, riechen und beobachten. Das weiche Fell lädt ein zum anfassen und kuscheln. Der Geruch der ganzen Umgebung soll wahrgenommen werden. Die Kinder können das Geräusch der Hufe auf dem Boden hören oder das Zerkauen der Karotte im Mund. Wir begleiten diese Situationen sprachlich, sodass dabei eine Beziehung sowohl zwischen Kind und Pferd, als auch zwischen Kind und Trainer aufgebaut wird, denn nur durch diese positiven Beziehungen kann eine sinnvolle Förderung stattfinden und nur dann kann das Kind lernen Korrekturen und Grenzen anzunehmen ohne sich zu verschließen und ohne dem Versuch einer ungewohnten Situation zu entfliehen. Der uns wichtigste Aspekt im Umgang mit dem Pferd ist die Stärkung des Selbstbewusstseins, des Selbstwertgefühls und des Vertrauens in die eigene Stärke. Wir lassen die Kinder erfahren, dass sie die Pferde zum Beispiel alleine führen und putzen können. Wir loben und bestärken sie und vermitteln ein positives Gefühl, wodurch die Kinder merken, dass ihr eigenes Handeln wirksam ist, dass sie etwas schaffen können und dass sie gut sind so wie sie sind.
Förderung im sprachlichen Bereich
Im Bereich der Sprache steht bei uns der Austausch im Vordergrund. Wir begleiten unser Handeln sprachlich und achten darauf dabei klar und nachvollziehbar zu sein. Kinder bekommen die Möglichkeit durch die verschieden Reize der Umgebung (optisch, taktil, visuell) aus sich heraus zu kommen und zu erzählen. Auch durch auf die Kinder angepasste Spielangebote fördern wir die Motivation der Sprache und gestalten die Dialoge mit korrektivem Feedback, wobei der sprachliche Entwicklungsstand und die Interessen der Kinder berücksichtigt werden.
Uns ist wichtig, dass die Kinder uns oder die Pferde nicht als Therapeuten sehen, sondern als Partner. Die Kinder sollen von uns die Möglichkeit geboten bekommen gemeinsam mit uns und dem Pferd eine Auszeit ohne Stress und Druck und mit individueller Förderung zu erleben.